Buchrezension: Bram Stoker – Dracula

Bram Stoker: “Dracula” (1897). Penguin Verlag, revised edition with new appendices and preface (2011).

Es ist fast ein wenig merkwürdig, eine Buchrezension zu einem Klassiker wie diesem zu schreiben. Schließlich, so denkt man sich, weiß doch fast jeder, worum es in dem Buch geht. Ist das wirklich so? Zumindest wissen doch die meisten, dass es sich bei „Graf Dracula“ um einen der berühmtesten Vampire handelt. Aber was genau macht dieses Buch so besonders? Hier lest ihr also meine Leseeindrücke zu einem Buch, das ich vor einigen Jahren schon mal auf Deutsch gelesen habe und mir nun vor Kurzem auch auf Englisch in der wunderschönen Schmuckausgabe des Penguin Verlags zu Gemüte geführt habe.

Worum geht’s?

Der Roman beginnt damit, dass der englische Rechtsanwalt Jonathan Harker nach Rumänien zu Graf Dracula reist, der in London ein Haus gekauft hat und nun die übrigens Schritte sowie die Überfahrt mit seinem Anwalt abklären lassen möchte. Schnell wird Jonathan aber unwohl im Anwesen des Grafen. Er darf einige Räume nicht betreten und er sieht, wie der Graf des Nachts an der Wand des Schlosses entlangklettert.

Jonathan wird schließlich weiterhin im Schloss gehalten und darf dieses schon bald nicht mehr verlassen. Er wird von Dracula gezwungen, Briefe zur Beruhigung unter anderem an seine Verlobte Mina zu schicken. Jonathan gelingt dennoch eines Tages die Flucht aus dem Schloss.

Szenenwechsel nach Großbritannien, wo wir Jonathans Verlobte Mina und ihre Freundin Lucy kennenlernen. Mina verbringt einige Zeit bei ihrer Freundin, doch muss sie bald feststellen, dass Lucy schlafwandelt und auch sonst sehr verändert scheint. Als Mina eines Tages zwei kleine Bisswunden an Lucy Hals feststellt, gerät eine ziemlich grauenerregende Sache ins Rollen…

Es beginnt eine lange Zeit, in der Ermittlungen von Jonathan, Mina, von Lucys Verlobtem Arthur, ihren anderen Verehrern Dr. John Seward und Quincey Morris und sogar von Prof. van Helsing angestellt werden, um herauszufinden, was Graf Dracula damit zu tun hat und wie sie ihn zur Strecke bringen können.

Schreibstil

Wer „Dracula“ liest, den erwartet keinesfalls ein normaler Roman. Das Buch setzt sich aus verschiedenen Schriftstücken zusammen: Es besteht aus Briefen, Tagebucheintragungen, Phonographen-Aufzeichnungen und Zeitungsartikeln. Man hat es mit unterschiedlichen Textsorten zu tun, die immer wieder andere Perspektiven gewähren. Man sieht in Lucy und Arthurs Gedanken, man kann aber auch die Gedankengänge des Professors van Helsing nachvollziehen und nebenbei erfährt man in Zeitungsartikeln, welche wichtigen Ereignisse, die zur Geschichte beitragen, geschehen sind.

Insgesamt liest sich das Buch also sehr abwechslungsreich und so kann man auch kürzere Leseabschnitte sehr gut bewältigen!

Die Vampirthematik

Wir alle kennen sie aus den verschiedensten Geschichten: Blutrünstige Vampire, glitzernde Vampire, freundliche Vampire… die Vampirthematik taucht seit dem 19. Jahrhundert immer wieder in Geschichten auf.

Vampire sind natürlich bekannt dafür, dass sie sich von Blut ernähren. Sie haben spitze Zähne, können sich in Fledermäuse oder andere Tiere verwandeln und manchmal trinken sie so lange das Blut ihrer Opfer, bis dieses stirbt und sich anschließend ebenfalls zum Vampir verwandelt (das Opfer muss allerdings das Blut des Vampirs vorher getrunken haben).

Wer „Twilight“, „The Vampire Diaries”, “Buffy” oder diverse andere Serien und Filme kennt, dem wird wohl auffallen, dass Vampire oftmals als ziemlich sexy und anziehend dargestellt werden. Auch in „Dracula“ kommt das zur Geltung: Das Blutsaugen hat etwas so Intimes an sich, es ist so berauschend, dass es fast wie Sex wirkt. Sowohl für den Vampir ist das Ganze sehr intim, wie auch für das Opfer, das in vielen Fällen beeinflusst wird, das Blutsaugen über sich ergehen zu lassen.

Das Blutsaugen als sexueller Akt – ich muss dabei ganz spontan an eine Folge aus „Buffy“ denken, in der Buffys Freund Riley abhängig vom Blutsaugen zu sein scheint. Der Sterbliche besucht quasi einen „Untergrund-Vampirclub“, in dem Vampire gegen Bezahlung Blutsaugen. Ein Vampirbordell, um es mal so zu sagen.

Auch Edward in „Twilight“ wird als der attraktive Vampir schlechthin dargestellt und auch die Damen und Herren aus „The Originals“ und „Vampire Diaries“ müssen sich keineswegs verstecken. Auch, wenn dieses Sexuelle immer anders dargestellt und adaptiert wird – es hat letztendlich denselben Ursprung.

Meine Meinung

Was soll ich schreiben, außer „uneingeschränkt empfehlenswert“? Ich weiß es nicht 😉 Wer auf Vampire steht, sollte diesen Klassiker wirklich einmal gelesen haben. Obwohl der Roman einige Jahre auf den Buckeln hat, ist er sehr gut lesbar und eine wahre Freude!

Wenn ihr mehr darüber erfahren wollt, woher das Aussehen und die Stereotypen über Vampire eigentlich kommen, dann empfehle ich euch außerdem, euch mit Mark Benecke zu beschäftigen. Der Kriminalbiologe erklärt nicht nur unheimlich sympathisch und spannend, was bestimmte Spuren an Leichen, Insekten oder Mordspuren zu bedeuten haben, sondern er beschäftigt sich auch mit kulturellen Hintergründen zu bestimmten Phänomenen.

Und nun die Frage an euch: Habt ihr „Dracula“ gelesen? Und gibt es Serien oder Filme zu Vampiren, die ihr besonders mögt? (Kleiner Spoiler zu meinen Vorlieben: Die Serie „The Originals“ ist einfach genial, was das Thema betrifft. ♥)

Meine Bewertung im Detail:

Handlung ♥♥♥♥♥

Charaktere ♥♥♥♥♥

Sprache ♥♥♥♥♥

Emotionen ♥♥♥♥♥

Gesamt 5/5

4 Antworten auf „Buchrezension: Bram Stoker – Dracula

Add yours

  1. Ich schaue derzeit gerne die Castlevania-Serie, welche auf der gleichnamigen Videospielreihe basiert, welche wiederum lose auf Dracula basiert. Dracula selbst habe ich auch hier rumliegen, mich bislang aber noch nicht dazu überwunden es zu lesen. Deine Rezension ist aber eine gute Werbung dafür!

    Like

  2. Hallo,

    ich habe den Roman einmal gelesen, ist aber schon lange her …

    An Filmen haben mir die „Nosferatu“ getitelten gefallen, sowohl die von F.W. Murnau wie auch die von Werner Herzog. Aber auch einige Filme mit Bela Lugosi oder Christopher Lee als Dracula; in „Die Herren Dracula“ wird der Stoff zumindest teilweise gelungen auf die Schippe genommen.

    Liebe Grüße, Norbert

    Like

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

Erstelle eine Website oder ein Blog auf WordPress.com

Nach oben ↑