Wenn aus Buch Bewegtbild wird: Serien- und Filmadaptionen

LiteraturverfilmungenLetzte Woche habe ich einen Beitrag über „Das Schloss im Himmel“ geschrieben, ein Buch, das später vom Studio Ghibli als Film adaptiert wird. Das hat mich zum Nachdenken gebracht und ich habe mir die Frage gestellt: Wie gehst du mit Serien- und Filmadaptionen von Büchern um?

Man liest und hört es immer wieder: Den Spruch „Das Buch war besser“ hat sicherlich jeder Lesebegeisterte schon einmal gehört. Aber stimmt das wirklich so? Oder besser: Kann man das Buch mit dem Film/der Serie vergleichen oder sollte man beide getrennt voneinander betrachten? In diesem Beitrag möchte ich euch mal meine Sichtweise zeigen und ich lade euch sehr gerne ein, mit mir oder untereinander in den Kommentaren zu diskutieren!

Am Anfang: Die Euphorie

Wir haben es sicherlich alle schon einmal erlebt: Wir haben ein Buch ins Herz geschlossen und dann erfahren wir plötzlich, dass das Buch verfilmt werden soll. Ein Traum geht in Erfüllung! Zumindest denken wir das, denn nun sehen wir das, was im Buch passiert, nicht nur in unserer Fantasie, sondern als Bewegtbild. Charaktere bekommen konkrete Gesichter, eine Umgebung, die eigentlich nicht existiert, wird plötzlich real. Heutzutage bekommen wir durch das Internet ja eine Menge mit, wenn nicht gerade, wie im aktuellen Fall der Herr der Ringe-Serie, höchstes Stillschweigen bewahrt wird.

Heutzutage ist meist im Vorfeld bekannt, wer welche Rolle spielt, wo der Stoff umgesetzt wird, usw. Schon da haben wir also alle Möglichkeiten, uns ein erstes Bild der entstehenden Serie/des Films zu machen. Deshalb liest man schon oft im Vorfeld (zum Beispiel in den Kommentarspalten bei Facebook), dass man mit einer Schauspielerwahl einverstanden ist oder eben nicht.

So passiert es auch schnell, dass bereits vor dem Erscheinen schon ein Hype um einen Film oder eine Serie entsteht. Das kann natürlich gut für das Endprodukt sein – oder schlecht, wenn die Ergebnisse schließlich unter den Erwartungen bleiben.

Immer beliebter: Die Serienadaption

In den letzten Jahren und Jahrzehnten haben sich die Sehgewohnheiten der Menschen verändert. Natürlich gibt es noch das Kino, doch es gibt auch genügend Möglichkeiten, das Kino zu sich nach Hause zu holen. Durch Streamingdienste haben wir außerdem die Möglichkeit, immer auf die beste Unterhaltung zurückgreifen zu können. Seit Netflix und Co. hat die Zahl der Bingewatchenden sicherlich signifikant erhöht (das ist meine steile These, die an dieser Stelle nicht belegt ist). So passt sich dann natürlich auch die Industrie den Wünschen der Masse an.

In der Vergangenheit gab es meiner Meinung nach häufiger Filmadaptionen als in der Form von Serien. Das hat sich ganz schön geändert: Man denke nur an „Game of Thrones“, das als Serie gedreht wurde, an „Good Omens“, oder, das neueste Beispiel, „The Witcher“. Dass diese Form von Adaptionen zurzeit so beliebt ist, kann ich mir eigentlich nur so erklären: Die Sehgewohnheiten haben sich, wie oben geschrieben, vom Kino zum Heimkino entwickelt. Und zweitens: In einer Serie kann viel mehr auf eine große Geschichte eingegangen werden als in einem Film.

Im Film fehlt etwas aus dem Buch? Ganz, ganz schlecht.

Und darin liegt die Krux: Ich denke, für die meisten Buchliebhaber, die sich über die Film- oder Serienadaption beschweren, liegt das Problem darin, dass Filme und Serien nur im seltensten Falle alles darstellen können, was im Buch passiert.

Da kommen mir als erstes „Harry Potter“, „Der Herr der Ringe“ oder auch „Die Tribute von Panem“ in den Kopf. Diejenigen, die die Bücher vor dem Film gelesen haben, wissen genau, was ich meine. So umfangreich die Filme auch sind – sie haben bei weitem nicht alles drin, was in den Büchern steckt.

Leider haben zu diesem Zeitpunkt die Filme bei vielen Buchliebhabern schon verkackt, um es mal so zu sagen, wie es ist. Was schade ist – denn fehlende Elemente heißen für mich nicht automatisch, dass etwas schlecht ist.

The medium is the message

Marshall McLuhan meinte mit diesem Zitat zwar eher den Hintergrund, dass es beim Rezipieren von Botschaften eher um die Auswirkung auf die Sinne des Menschen gehe, und weniger um den Content, aber ich finde, dass das Zitat auch auf Literaturverfilmungen (oder Computerspiel-Verfilmungen) zutrifft.

Genauer gesagt finde ich, dass eine Geschichte immer innerhalb des Mediums betrachtet werden sollte, in dem sie dargestellt wird. Deswegen fällt es mir auch nicht schwer, eine Verfilmung als ebenso großartig wie das Buch anzusehen. Manchmal ist ein Film auch großartig, aber auf eine ganz andere Weise als die literarische Vorlage.

Natürlich habe ich mich trotz allem schon dabei ertappt, wie ich wollte, dass ein Element des Buches auch im Film vorkommt. Zum Beispiel hätte ich mir bei „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ immer gewünscht, dass Dumbledores Geschichte noch mehr in den Vordergrund gerückt wird. Und ich hätte mich auch gefreut, wenn (Achtung Spoiler!) Voldemort im Film nicht zu kleinen Stückchen zerfällt, sondern, wie im Buch auch, als Leiche daliegt. Denn, so habe ich letztens gedacht, hat Voldemort genau das im Buch am Ende irgendwie ein Stück weit menschlich gemacht, während er durch die komplette Auflösung im Film zu etwas Höherem gemacht wurde, als er war.

Im Allgemeinen freue ich mich aber immer darauf, was ein Film aus einer Geschichte macht. Natürlich kann ein Film nicht alles aufnehmen, was im Buch passiert. Aber er kann einer Geschichte eine neue Bedeutungsebene geben. Ein Film soll ja nicht nur eine einfache Kopie bleiben – er kann hingegen zeigen, welche künstlerische Genialität in den Machern steckt. Jeder liest eine Geschichte schließlich anders und zieht etwas ganz Persönliches für sich daraus. Das gleiche gilt also auch für Filmemacher.

Mein Fazit lautet also, dass ich Adaptionen immer getrennt voneinander betrachte und betrachten werde. Ich versuche immer, so offen wie möglich für die Ideen Anderer zu sein und liebe es, mich überraschen zu lassen. Wenn ich eine Verfilmung schlecht finde, dann eher, weil ich den Film an sich schlecht gemacht finde.

Nun bist du dran: Welche Literaturverfilmung liebst du? Und welche eher weniger? Magst du Adaptionen generell? Verrate es mir gerne in den Kommentaren!

6 Antworten auf „Wenn aus Buch Bewegtbild wird: Serien- und Filmadaptionen

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  1. Ich denke auch, dass man sowas getrennt betrachten muss. Ein und diesselbe Geschichte aber anders erzählt. Für mich muss aber immer etwas Zeit zwischen lesen und sehen sein, ansonsten schaffe ich es nicht diesen Abstand zu bekommen.
    Grüße, Katharina

    Gefällt 2 Personen

  2. Bis in die 70er oder 80er Jahre gab es viele 13teilige Serien, auch Romanadaptionen, von denen manche durchaus gut waren, etwa die „Buddenbrooks“-Serie von 1979. Die Spielfilme nach diesem Roman fand ich auch nicht schlecht, musste aber viel gekürzt werden. Dann wurden Romane jahrzehntelang wohl nur als Spielfilm gedreht. Aber schön, dass diese Art der Serien-Adaption jetzt neu auflebt.

    Bei den meisten Filmen nach Romanen ist es so, dass längst nicht alles aus dem Buch untergebracht werden kann, aber man kann sie dann auch als etwas Eigenständiges betrachten.

    Es gibt aber auch ein paar Fälle, wo ich die Verfilmung(en) besser fand als die Vorlagen, etwa bei „Pünktchen und Anton“ (hier ist das Buch etwas mit erhobenem Zeigefinger, auch sind manche Figuren wie das Kindermädchen blasser als in den Filmen) oder bei „Vorstadtkrokodile“ – hier bringt der Film die Handlung gelungener auf den Punkt, rückt gleich den Jungen im Rollstuhl in den Mittelpunkt.

    Liebe Grüße, Norbert

    Gefällt 1 Person

    1. Oh ja, gerade Kinderbuchverfilmungen sind zum Teil so gut! Da gibt es einige kleine Schätze.

      Ich sehe es auch so, dass vieles einfach nicht in einem Film untergebracht werden kann und man allein schon deshalb den Film eigenständig betrachten sollte.
      Ich kann allerdings auch die Hardcore-Fans verstehen, die große Erwartungen haben, welche schließlich enttäuscht werden. Es gibt wohl immer zwei Seiten einer Medaille. Ich versuche immer, die gute zu betrachten 😄

      Danke für deinen Kommentar!

      Gefällt 1 Person

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