Buchrezension: V.E. Schwab – Das unsichtbare Leben der Addie LaRue

Autorin: V.E. Schwab
OT: The Invisible Life of Addie LaRue
Erschienen: 2021 in Frankfurt / Main: Fischer Tor Verlag
Seiten: 591

Liebe Pusteblumen,

Hattet ihr in diesem Jahr bereits ein Lesehighlight?

Meines war nun zur Mitte des Jahres endlich dabei. „Das unsichtbare Leben der Addie LaRue“ von V.E. Schwab hat mich nachhaltig geprägt. Wo soll ich bei diesem Buch nur anfangen, eine Rezension zu schreiben? Ich werde versuchen, euch mit in dieses fantastische Buch zu nehmen und euch meine Begeisterung dafür ansatzweise zu erklären.

Worum geht’s?

In diesem Buch, das in sieben Teile gegliedert ist, geht es um die junge Adeline LaRue, kurz Addie, die im Jahr 1714 in Frankreich mit einem Mann verheiratet werden soll. Addie wünscht sich nichts weiter, als diesem Zwang entfliehen zu können. Die Provinz zu verlassen, in die Welt zu ziehen, frei zu sein und zu leben. Daher schließt sie einen Pakt mit einem dunklen Gott: Addie darf frei sein und leben, doch der Preis dafür ist, dass sich niemand jemals mehr an sie erinnert. Nicht einmal ihre Eltern.

So lebt Addie sogar viele Jahrhunderte, immer unterwegs, immer mit Menschen zusammen, die sie jedoch sofort wieder vergessen. Bis sie eines Tages auf Henry trifft, einen Buchhändler. Als sie ein Buch stehlen will, erinnert er sich an sie – und Addies Leben nimmt eine unerwartete Wendung.

Die Zwänge und die Freuden der Liebe

Vordergründig geht es in Addie LaRue um eine Liebesgeschichte. Addie versucht vor dem Pakt mit dem Teufel, der ihr aufgebürdeten Liebe in Form einer Ehe zu entgehen. Die Zeiten waren Anfang des 18. Jahrhunderts andere – Frauen hatten nicht (immer) die Möglichkeit, ihre Partner zu wählen, schon gar nicht, wenn die Frauen aus einer ärmeren Schicht kamen. So ist Addie als junge Frau vor allem ein freier, unbändiger, kreativer und entdeckungsfreudiger Charakter. Ihre Heirat steht ihr dabei im Weg. Daher begeht sie einen folgenschweren Fehler: Bereits in ihrem Brautkleid, tritt sie die Flucht in den Wald an, wo sie zu den alten Göttern betet – auch zu den Göttern der Nacht. Ein Schatten, vergleichbar mit dem Teufel, antwortet ihr und schon ist sie ihre Bürde der Heirat los. Der Preis ist jedoch ein großer, denn wie gesagt, kann sich fortan niemand auf die Dauer an Addie erinnern. Sie kann nicht einmal ihren Namen selbst aussprechen oder aufschreiben.

So geht Addie durch die Jahrhunderte, lebt mal hier, mal da und beherrscht mit der Zeit sogar mehrere Fremdsprachen. Sie verliebt sich – doch kann sich aufgrund ihres Fluchs nicht dauerhaft binden, denn nur allzu schnell wird sie wieder vergessen. Das hält sie aber nicht davon ab, ein und dieselbe Person mehrmals kennenzulernen. Es bricht einem das Herz beim Lesen – wie sehr Addie liebt, aber wie sich die anderen Personen nie an sie erinnern können.

Eines Tages kommt es aber ganz anders – denn Henry, der Buchhändler aus New York, erinnert sich an sie. Warum das so ist, müsst ihr natürlich selbst herausfinden. Zwischen den beiden ergibt sich, fast schon zwangsläufig, eine Liebe. Doch diese ist tief und intensiv – ich mag es sehr, wie sich ganz langsam aus der Freundschaft der beiden eine immer tiefer gehende Liebe entwickelt.

Auch zu Luc – diesen Namen hat Addie dem Schatten gegeben – entwickelt sich eine Beziehung, die sich im Laufe des Buchs verändert. Luc ist derjenige, der ihr diesen Fluch eingebracht hat – doch über viele Jahre hinweg ist er auch die einzige Person, die kontinuierlich in Addies Leben ist, zu dem sie eine Beziehung aufbaut. Anfangs hasserfüllt, ergibt sich mit der Zeit auch eine gewisse Art der Liebe. Das hat die Autorin V.E. Schwab wirklich meisterhaft gemacht. Hier gibt es irgendwie kein Richtig und kein Falsch, denn die Beziehung zwischen Luc und Addie ist dynamisch und immer auch nachvollziehbar.

Ideen sind stärker als Erinnerungen – Kunst und Kultur im Buch

Ein starker Aspekt ist außerdem die Vertretung von Kunst und Kultur im Buch. Addie selbst zeichnet gerne und wendet sich den schönen Künsten zu. Im Laufe der Jahre und Jahrhunderte schafft es Addie, trotz dass sie immer wieder vergessen wird, Eingang in Kunstwerke zu finden. Zu Beginn jeden Teils im Buch wird dann auch dementsprechend immer ein Kunstwerk mit einer entsprechenden Skizze vorgestellt, was das Kunstwerk darstellt, von wem es ist und wo es entstand. Es zieht sich ein roter Faden hindurch – denn an allen Kunstwerken war Addie LaRue beteiligt. So lässt sie sich über die Jahre zeichnen, findet Eingang in Schnitzereien und hat über lange Zeit hinweg sogar mit jemandem zusammen einen Song geschrieben. Das gefällt mir sehr, denn Addie findet so doch noch einen Weg, gewissermaßen unvergesslich zu bleiben – auch wenn sich die Künstler und Künstlerinnen nie erinnern können, wer sie inspiriert hat.

Ins Herz geschlichen

Auf leisen Sohlen, allmählich und ganz sanft – so wie Addie sich im Laufe der Jahre in die Kunstwerke geschlichen hat und so unvergesslich wurde, so hat auch „Das unsichtbare Leben der Addie LaRue“ von V.E. Schwab einen Weg in mein Herz gefunden. Die Geschichte ist sanft, still, emotional, aber trotz allem faszinierend, stark (bezogen auch auf das Aufgreifen der Rolle der Frau in der damaligen Zeit!) und meisterhaft.

Addie LaRue nimmt uns mit in einen leidenschaftlichen Lesesturm, trägt uns über Wellen der Freude und Täler der Trauer. Ich habe mit Addie gelacht, gebangt, gelitten, getrauert, mich mit ihr verliebt und ihren Schmerz gespürt, wenn sie merkte, dass die Erinnerung an sie wieder gelöscht wurde. Ich könnte wohl noch so viel zum Buch sagen, zu den Details, den Gefühlen, die es in mir ausgelöst hat – doch ich denke, nun ist es an euch zu entscheiden, was ihr von Adeline LaRue haltet. Schreibt mir unbedingt, wenn ihr das Buch gelesen habt und was ihr davon haltet. Lasst uns auch gerne in den Kommentaren diskutieren!

Und nun noch eine Frage zum Schluss für euch: Lieber etwas tun, das ihr mit jeder Zelle eures Körpers verabscheut oder wie Addie einen Fluch auf euch nehmen und dafür von allen vergessen zu werden?

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3 Kommentare zu „Buchrezension: V.E. Schwab – Das unsichtbare Leben der Addie LaRue

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  1. Welch zauberhafte Rezension! Ich habe den Titel immer mal wieder im Blick, als Print, als Hörbuch und schwankte immer, ob ich es lesen/hören möchte. Deine Worte zu der Geschichte haben mich definitiv neugierig gemacht und nun ist es keine Frage des ob, sondern des Formats (=

    Gefällt 1 Person

    1. Hallo Janna 🙂 wie schön, dass dir die Rezension gefallen hat! Ich habe gestern mit dem Hörbuch angefangen (I can‘t get enough 😄) und ich denke, dass ich auch das guten Gewissens empfehlen kann. Die Erzählerin hat eine angenehme Stimme und es ist so schön, wieder in die Geschichte abzutauchen 🙂
      Viel Spaß dir!

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