Buchrezension: Ava Dellaira – Love Letters to the Dead

Ava Dellaira - Love Letters to the Dead

Autorin: Ava Dellaira
OT: Love Letters to the Dead
Erschienen: 2014 in London: Hot Key Books
Seiten: 323

TW: In dem Buch spielt die Vergewaltigung Minderjähriger eine Rolle. Wenn du dich nicht wohl mit dem Thema fühlst, dann lies diese Rezension nicht oder nur bis zum Punkt „Kritik“.

Hast du Geschwister, die dir am Herzen liegen? Dann kannst du dir wohl genauso wenig wie ich vorstellen, wie es ist, wenn sie frühzeitig sterben und man selbst hilflos zurückbleibt. So geht es auch der jungen Laurel, die vor kurzem ihre Schwester May auf tragische Weise verloren hat. In Ava DellairasLove Letters tot he Dead“ schreibt Laurel deshalb ganz besondere Briefe…

Worum geht’s?

Laurel hat vor wenigen Monaten eine traumatische Erfahrung gemacht: Ihre Schwester May kam bei einem tragischen Unfall ums Leben. Im neuen Schuljahr an der High School soll Laurel nun eine Hausaufgabe einreichen: Einen Brief an eine tote Person. Laurel wählt Kurt Cobain, den Frontsänger von Nirvana, da es die Lieblingsband ihrer Schwester war.

Von da an findet Laurel Gefallen an dieser Aufgabe. Sie schreibt verstorbenen Musikern und Musikerinnen, Schauspielern und Schauspielerinnen und so weiter. Sie schreibt über die Schule, ihre neuen Freunde, ihre erste große Liebe und über die Vergangenheit mit May. Doch Laurel muss lernen, dass sich das Leben nicht nur in Briefen an Verstorbene abspielt, sondern dass sie lernen muss, sich zu öffnen.

Spannender Grundgedanke

Ich fand, bevor ich das Buch kaufte, den Grundgedanken unglaublich spannend. Ein Teenager verliert einen geliebten Menschen auf tragische Art und Weise, bei der sie auch noch dabei ist, und muss schließlich lernen, das Erlebte zu verarbeiten. Währenddessen macht das Leben nicht Halt – die Schule geht weiter und verlangt Leistung. Neue Freundinnen treten in Laurels Leben und möchten mit ihr Abenteuer erleben. Ausgehen, das erste Mal Alkohol trinken, über die Liebe reden… eben alles, was zum Erwachsenwerden dazugehört.

In den Briefen an bekannte Personen wie Kurt Cobain, Amy Winehouse, Judy Garland oder Jim Morrison erfahren wir mehr und mehr über Laurels Leben. Sie hat es nicht leicht, nachdem ihre Mutter nach dem Tod ihrer Schwester abgehauen ist. Zwischen einem schweigsamen Vater und einer gottesfürchtigen Tante kann Laurel nicht wirklich über das reden, was sie im Leben bewegt. Doch mit ihren neuen Freundinnen schafft sie es, sich immer weiter zu öffnen.

Mit der Zeit erfahren wir auch, wie das Verhältnis zu ihrer Schwester May war. Sie war für Laurel wie eine Beschützerin. Etwas älter als sie, war sie jemand, zu dem Laurel aufgeblickt hat. Immer wieder schaffte May es, Laurel zu erzählen, dass sie Feenflügel hat, dass ihr nichts passieren kann. Es war Mays Art, ihr zu sagen, wie besonders sie ist und dass sie ihre kleine Schwester immer beschützen würde.

Dass das scheiterte, wurde spätestens dann deutlich, als May anfing, mit Jungs auszugehen und deshalb auch ihre Eltern zu belügen. Laurel war Mays Vorwand – während sie vorgaben, zusammen ins Kino zu gehen, traf sich May eigentlich mit ihrem Freund und ließ Laurel in den Händen eines älteren Freundes. Dieser nutzte Laurels junges Alter und ihre Wehrlosigkeit auf unglaubliche Art und Weise aus… Laurel schwieg zu lange über die Vorfälle – May konnte ihre kleine Schwester nicht mehr schützen.

Love letters to the dead von Ava Dellaira

Kritik: Toxische Lovestory und fehlende Triggerwarnung

Wie ihr oben vielleicht herauslesen konntet, hat Laurel schlimme Erfahrungen in Bezug auf Vergewaltigung gemacht. Das schreibe ich so deutlich in diese Rezension, auch wenn es im Buch eine Weile dauert, bis klar wird, was passiert ist (aber wer aufmerksam liest, kommt schon recht zeitig darauf, dass etwas in der Art vorgefallen sein muss). Daher sehe ich es auch als sehr problematisch, dass dem Buch keine Triggerwarnung vorangestellt ist. Ja, es ist ein Buch von 2014, vermutlich waren Triggerwarnungen zu dieser Zeit noch nicht so populär… daher kann ich nur hoffen, dass in aktuellen Auflagen und vielleicht auch in der deutschen Ausgabe diese Warnung zu finden ist.

Zudem hat mir die Liebesgeschichte nicht zugesagt. Ja, es ist verständlich: Laurel sieht diesen hotten und mysteriösen Typen Sky auf dem Schulhof und ist von ihm fasziniert. Kennt man. Aber der Typ war in einer Minute zu ihr abweisend und in der nächsten wieder unglaublich lieb. Meiner Meinung nach hat er nicht einmal versucht, Laurel zu verstehen. Ich hätte mir mehr Auseinandersetzung mit sich selbst gewünscht für Laurel statt die Zeit im Buch für Sky draufgehen zu lassen. Dann hätte sie vermutlich auch mehr ihre eigene Persönlichkeit ausgearbeitet statt die ihrer toten Schwester zu kopieren.

Leider hat mich auch die Sprache im Buch nicht ganz abgeholt. Ich mag ja Teenie-Bücher total! Stephen Chboskys „Vielleicht lieber morgen“ zerstört mich heute auch noch regelmäßig. Doch die Autorin scheint hier eine Mischung aus Chbosky und John Green zaubern zu wollen, was denjenigen, die die beiden anderen Autoren kennen, leider auffällt. Auch die Biografien der Stars, an die Laurel schreibt, hätte man sich sparen können – für die Zielgruppe der Teenies ist das aber sicher nicht uninteressant, gerade wenn man sich mit Stars abseits des Mainstreams beschäftigen möchte.

Trotz einiger Abzüge ist das Buch aber lesenswert und behandelt ein unglaublich wichtiges Thema (vordergründig den Verlust einer geliebten Person). Für jeden ist so etwas eine traumatische Erfahrung, doch für Teenies, die noch besonders fragil in der Welt stehen, ändert sich dadurch sicher einiges. „Love Letters to the Dead“ gibt daher einen sensiblen Einblick in die Welt eines betroffenen Mädchens.

Nun seid ihr dran: Lest ihr gerne Jugendbücher? Welche gefallen euch besonders gut und habt ihr vielleicht sogar Ava Dellaira gelesen? Schreibt es mir gerne in die Kommentare!

Viel Spaß beim Lesen wünscht

Jacqui

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