Die junge, britische Aurorin Grisha McLaggen wird von sowjetischen Auroren festgenommen, da sie versucht hat, ein Besitztum des jungen Tom Marvolo Riddle zu stehlen. Dieser Gegenstand ist nichts anderes als Toms Tagebuch, das er in einen von sieben Horkruxen verwandelte.
So geht der spannende Fanfilm Voldemort – Origins of the Heir, der kostenlos auf YouTube angeschaut werden kann, los. Die italienischen Potterfans Gianmaria Pezzato und Stefano Prestia finanzierten diesen Film, der Voldemorts Herkunft und seinen Aufstieg zum Dunklen Lord zeigen sollen, mithilfe einer Crowdfunding Kampagne.
Inhalt
Mithilfe eines intravenös zugeführten Veritaserums muss Grisha sich den Fragen des sowjetischen Generals Markarov stellen. In einer Rückblende erzählt Grisha schließlich von ihrer Zeit in Hogwarts: Sie, Tom Riddle, Lazarus Smith und Wiglaf Sigurdsson sind Freunde. Eines haben die jungen Zauberer auf jeden Fall gemeinsam: Sie sind die Nachfahren der vier Gründer von Hogwarts‘ Häusern: Gryffindor, Slytherin, Hufflepuff und Ravenclaw. Sie gründen ihre kleine Gemeinschaft, die aus der Welt einen besseren Ort machen möchte. Doch die Freunde gehen ihre eigenen Wege, nachdem zwischen Lazarus und Tom ein Streit über Grishas wahre Zuneigungen entfacht wurde und die ältesten der Freunde, Tom und Wiglaf, ihre Ausbildung auf Hogwarts beenden. Da der Kontakt zu Tom nach der Schulzeit abbrach, machte sich Grisha auf die Suche nach ihm und seinen Geheimnissen.
In der Gegenwart sagt Grisha, sie wollte das Tagebuch stehlen, denn sie glaubt, dass Tom daraus einen Horkrux erstellen will, so wie er es mit mächtigen Artefakten bereits zuvor getan hat. Sie erzählt die wahre Geschichte des Mordes von Hepzibah Smith, einer Nachfahrin Hufflepuffs und Lazarus‘ Tante. Tom schaffte es damals durch Manipulation, Smiths‘ Hauself die Schuld anzuhängen und selbst ungestraft davonzukommen.
Grisha wird schließlich von den Sowjets entlassen, das Tagebuch wird ihr mitgegeben, in der Hoffnung, dass die britischen Auroren Voldemort von seinem Aufstieg abhalten können. Doch dann geschieht etwas Unvorhergesehenes…
Genialer Film mit geringen Mitteln
Ich habe den Film bereits zum zweiten Mal gesehen und erinnere mich noch gut daran, wie ich vor einigen Jahren bereits die ersten Ankündigungen bei tumblr gelesen habe. Und was soll ich sagen: Noch immer bin ich begeistert!
Dieser Film zeigt, dass kreative Menschen, die den Umgang mit Kamera, Spannungsbogen und Videoschnitt beherrschen, Wunderbares erschaffen können.
Zuerst möchte ich alles aufzählen, was mir besonders positiv aufgefallen ist, bevor ich zu kleineren Kritikpunkten komme.
Kritik
Tja, welcher Potterhead hat noch nicht davon geträumt, dass Voldemorts Geschichte endlich einmal genau erzählt wird? Natürlich erfahren wir einiges über ihn in den Büchern, doch in den HP Filmen geht das etwas unter. Auch, dass einfach normale Dinge gezeigt werden – Freundschaften, Schwärmereien, Alltag – finde ich gut. Auch Tom Riddle ist schließlich einmal ein (mehr oder weniger) normaler Schüler gewesen.
Stefano Rossi als Darsteller von Tom Riddle finde ich brillant gewählt. Er hat eine wirklich düstere Aura und steht dem „offiziellen“ Tom aus den HP Filmen in nichts nach. Wenn überhaupt, finde ich ihn sogar noch etwas besser, da er so ausdrucksstarke Augen hat. A propos Augen: Danke an die Macher, dass Voldemort rote Augen hat – wie in den Büchern 🙂
Die Geschichte ist super gesponnen. Ich habe keine Logikfehler entdeckt, es gibt einige Twists in der Erzählung und die Mischung aus Gegenwart und Flashback ist spannend gemacht.
Auch was den filmischen Blickwinkel und die Umsetzung beim Drehen betrifft, kann der Film locker mit professionellen Filmen mithalten. Landschaftsaufnahmen wechseln sich mit schönen Detailaufnahmen ab, farblich ergibt sich ebenfalls ein stimmiges Bild. Auch die Spezialeffekte sind gut gelungen!
Wenig Negatives
Dem gegenüber habe ich nur wenige Kritikpunkte. Was mir aufgefallen ist, ist dass Grisha sich in einer Szene als Zweitklässlerin bezeichnet… Während sie allerdings absolut nicht aussieht wie eine Zweitklässlerin 😉 In dem Fall müsste sie 12 Jahre alt sein und Grisha sah mindestens aus wie 15 oder 16… auch das Argument, dass Mädchen sich auch gern mal älter schminken, lasse ich in dem Fall nicht gelten 😉
Bei einem Treffen der vier Freunde im Raum der Wünsche gibt es außerdem eine Szene, in der Tom appariert und disappariert, was streng genommen in Hogwarts nicht möglich ist, wie wir wissen. Lediglich Dumbledore konnte das. Nun wissen wir aber auch, dass der Raum der Wünsche sich an die Bedürfnisse des Suchenden anpasst und dass Tom Riddle andererseits ein mächtiger Zauberer war. Sollte dies dazu geführt haben, dass Tom dort apparieren kann? Ich bin mir unsicher, ob diese Erklärung schlüssig ist.
Das letzte, was mir auffiel, war eine Unstimmigkeit bezüglich des Symboltiers von Ravenclaw. In einer Szene erzählt Grisha General Markarov: „First the badger, then the raven…“ Also “Erst der Dachs, dann der Rabe“, womit Grisha auf Lazarus‘ und Wiglafs Tod anspielt. Während zwar das Wort Rabe, also raven, in Ravenclaw drinsteckt, so ist das Symboltier von Ravenclaw jedoch ein Adler (englisch eagle). Anmerkung: In der Filmversion ist das Symboltier tatsächlich ein Rabe. Da sich der Film aber doch ansonsten stark an den Bücherkanon hält, finde ich es schade, dass hier der Rabe statt des Adlers gewählt wurde.
Filmempfehlung
Diese Dinge trüben meiner Meinung nach aber nicht das Gesamtbild des Films, der wirklich gut gelungen ist! Er füllt eine bisher unbekannte Stelle im Potter-Universum und zeigt, dass auch mit niedrigem Budget, dafür aber mit viel Leidenschaft und Liebe ein toller Film von Fans für Fans geschaffen werden kann.
An dieser Stelle also eine klare Empfehlung zum Schauen 🙂 Wer sich über die Synchronisation wundert: Der Film wurde auf Italienisch gedreht und mit englischem Voice-over versehen. Auf YouTube könnt ihr den Film sowohl mit Deutschen als auch mit englischen Untertiteln sehen. Viel Spaß!
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