Filmempfehlung: „Sieben Minuten nach Mitternacht“

Hier seht ihr den Trailer 

Sieben Minuten nach Mitternacht; OT: „A Monster Calls“; USA, Spanien, UK 2016; Regie: Juan Antonio Bayona; FSK: Ab 12; 109 Minuten

Inhalt

„Wie beginnt die Geschichte?“ – „Mit einem Jungen, zu alt, um noch ein Kind zu sein, zu jung, um schon erwachsen zu sein. Er rief nach einem Monster!“ 

Ich muss zugeben, dass ich wirklich eine sehr große Freude an Filmen habe, die zwar für Kinder gemacht wurden, jedoch so viel Tiefgang besitzen, dass auch Erwachsene an Inhalt und Aufmachung des Films ihren Spaß haben. Das ist zum Beispiel bei „Alice im Wunderland“ der Fall, oder auch bei „Coraline“ oder „Phoebe im Wunderland“, die beide auf Motiven von Alice beruhen. Ein weiteres Filmjuwel lernte ich gestern Abend kennen: „Sieben Minuten nach Mitternacht“, ein Film von Juan Antonio Bayona.

Der zwölfjährige Conor O’Malley hat es wirklich nicht leicht: Seine Mutter ist schwerkrank. Wenn sie sich von den Therapien im Krankenhaus zu Hause erholt, kümmert Conor sich um den Haushalt. Manchmal kommt auch seine Großmutter (gespielt von Sigourney Weaver) vorbei, um zu helfen. Doch Conor mag seine Oma nicht: Sie gibt sich ihm gegenüber ziemlich herzlos und kalt. Als Connor von ihr erfährt, dass er eines Tages, wenn seine Mutter stirbt, bei ihr leben soll, steigert sich seine Wut ihr gegenüber nur noch. Auch in der Schule wird es dem stillen Jungen nicht einfach gemacht: Ein paar Jungs aus seiner Klasse fangen ihn oft vor der Schule ab und verprügeln ihn, weil er so „anders“ ist. Conor entflieht der Welt, indem er zeichnet: Er hat dafür ein sehr ausgeprägtes Talent, geerbt von seiner Mutter.

Eines Nachts erwacht Conor von seinem immer gleichen Albtraum: Darin bricht die nahe stehende Kirche auseinander, ein Loch tut sich im Boden auf und Conor hält die Hand von jemandem fest, der in das Loch abzustürzen droht. Bevor er und die Zuschauer sehen, wer es ist und wie der Traum ausgeht, wacht er immer auf. Nachdem er dieses Mal, um sieben Minuten nach Mitternacht, erwacht, ist die Eibe neben der Kirche lebendig geworden: Sie ist ein großes Baummonster, das nun zu Conor spricht. Schnell stellt sich heraus, dass das Monster ihm nichts zuleide tun möchte: Es möchte ihm lediglich bei den nächsten drei Treffen drei Geschichten erzählen, die Conor im Leben weiterhelfen sollen. Beim vierten Treffen soll Conor im Gegenzug dem Monster seinen Traum und seine Wahrheit erzählen.

Conor ist davon nur wenig begeistert: Sein Alltag ist anstrengend genug und nun auch noch dieses Monster, das Geschichten erzählt, mit denen er zunächst nichts anfangen kann. Doch am Ende sind diese Gespräche mit dem Monster das, was Conor fehlt, um ehrlich zu sich selbst und zu seiner Mutter zu sein…

Nichts für kleine Kinder

Zugegebenermaßen ist dieser Film nichts für kleinere Kinder. Die FSK hat den Film ab 12 Jahren eingestuft und die Filmempfehlung geht auch für Kinder ab 12 oder 13 Jahren los. Dabei ist es weniger das Monster, das erschreckend wirkt, sondern vielmehr die Thematik der Krankheit, des Todes und des Abschiednehmens. Hier muss ein Junge von 12 Jahren damit zurechtkommen, dass seine Mutter an einer Krankheit sterben wird und das ist sicher nicht für jedes Kind ohne weiteres erträglich.

Der Film selbst ist künstlerisch auf so vielen Ebenen wunderbar: Inhaltlich, weil diese Themen behutsam und zugänglich aufbereitet wurden. Gestalterisch, weil das Baummonster furchteinflößend, aber auch gütig, verständlich und liebevoll wirkt. Auf der Ebene der Effekte sind außerdem die Zeichnungen und die Tricktechnik hervorzuheben, mit denen die Geschichten des Monsters dargestellt werden. Somit ist da gleich der Bezug zu Conors Leidenschaft des Zeichnens. Auch musikalisch wurde so einiges aus dem Film herausgeholt. Nicht umsonst hat der Soundtrack einige Nominierungen und Auszeichnungen abgeräumt. Schauspielerisch wurde ebenso eine gute Wahl getroffen: Conor, gespielt von Lewis MacDougall, zeigt viel schauspielerische Kunst, denn er schafft es, traurig, wütend, still, introvertiert, aber auch willensstark zu wirken. Conor wirkt somit unglaublich lebendig und authentisch, denn Kinder, die in diesem Alter einen Elternteil verlieren, sind mit Sicherheit nicht nur eindimensional. Auch Conors Mutter und seine Oma, gespielt von Felicity Jones und Sigourney Weaver, zeigen, dass sie vielschichtige Charaktere sind. Vor allem die Oma lernt man im Laufe des Films nicht nur als unterkühlte Frau, sondern auch als eine mit Herz kennen.

Momentan ist „Sieben Minuten nach Mitternacht“ auf Amazon Prime kostenlos zu sehen (wenn man Prime-Kunde ist). Es sei außerdem noch gesagt, dass der Film ein versöhnliches Ende hat, was für Kinder oder Teenager zur Verarbeitung durchaus nicht unerheblich ist. Dennoch empfehle ich, einen Stapel Taschentücher bereit zu legen 😉

Viel Spaß beim schauen wünscht
Jacqui

„Wenn du die Wahrheit aussprichst … wirst du allem ins Auge blicken können, egal, was passiert.“

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