Buchrezension: Costanza Casati – Klytämnestra

Costanza Casati - Klytämnestra

Autorin: Costanza Casati
OT: Clytemnestra
Erschienen: 2023 in München: Wilhelm Goldmann Verlag
Seiten: 552

Es ist ja schon lange kein Geheimnis mehr, dass ich es mag, Geschichten zu lesen, die auf Mythologien beruhen. So stieß ich dann auch auf „Klytämnestra“ von Costanza Casati, ein Buch, bei dem mir sofort die Beschreibung gefiel. Das Bloggerportal war so freundlich, mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung zu stellen. Danke dafür!

Worum geht’s?

Klytämnestra ist die Tochter des Königs von Sparta und Schwester der schönen Helena. Sie wächst als starkes Mädchen auf, das das Kämpfen lernt und oftmals im Mittelpunkt steht. Schon früh lernt sie Tantalos kennen, den sie liebt und mit dem sie ein Kind bekommt. Doch das Schicksal spielt ihr übel mit: Sohn und Mann werden kaltblütig ermordet und sie wird schließlich von ihrem Vater gezwungen, zur Frau von Agamemnon zu werden.

Mit ihm bekommt sie vier Kinder: Iphigenie, Elektra, Orestes und Chrysothemis. Alles scheint friedlich zu laufen, doch Klytämnestra vergisst nicht in einem Augenblick, dass Agamemnon verantwortlich für den Tod von Tantalos und ihrem Sohn ist. Als Agamemnon auch noch seine eigene Tochter opfert, um im Krieg gegen Troja unter einem guten Stern zu stehen, da ist Klytämnestra voller Wut und Trauer – und fortan wehrt sie sich gegen alle, die ihr Unrecht tun. Sie nimmt das Schicksal in die eigenen Hände.

Unglaublich viel Trauer und Wut

Zunächst bekommt man einen Einblick in das Leben von Klytämnestra als Kind bzw junge Erwachsene. Wir lernen, dass sie schon immer bereit war, zu kämpfen und für die einzustehen, die sie liebt. Und schon viel zu früh musste sie lernen, was Trauer und Verlust sind und wie sich Verrat von ihrem eigenen Vater anfühlt.

Lange erträgt sie alles, was ihr angetan wurde, im Stillen. Doch je mehr passiert, je mehr über sie bestimmt wird und ihr liebe Menschen genommen werden, desto mehr heckt sie ihre eigenen Pläne aus, um sich an jenen zu rächen, die ihr alles genommen haben.

Das Tolle an dem Buch ist, dass Klytämnestra sich über die Zeit hinweg unglaublich weiterentwickelt. Wir bekommen so viele Einblicke in ihr Innenleben, das war wirklich eine große Freude. Wir erleben die Wandlung von einem jungen Mädchen, das für ihre Schwester Helena jederzeit einsteht und für sie da ist hin zu einer erwachsenen Frau, die noch immer für ihre Liebsten kämpft – das sind vor allem ihre vier Kinder, die ihr sehr am Herz liegen. Doch mit der Zeit werden der Kummer und der Schmerz über die Verluste, die sie ertragen muss, so groß, dass sie manchmal verhärmt wirkt und die Rache überhandnimmt. Doch als Leserin konnte ich ihre Motive gut nachvollziehen.

Feminismus in der Antike

Das Beste am Buch ist, dass die Geschichte einen feministischen Twist bekommen hat.

„Agamemnon“, spricht sie dann weiter, „schläft mit jungen Mädchen, ohne jede Rücksicht auf die Folgen für seinen Krieg und sein Heer. Dennoch scheint Ihr ihm das nicht übel zu nehmen. Ihr verliert nicht einmal ein einziges Wort darüber.“ Sie lächelt kalt. „Doch wenn ich einen Mann in mein Bett nehme, aus Gründen, die Ihr nicht kennt und die Euch nichts angehen, müssen wir uns hier versammeln, um meine Verfehlungen zu erörtern.“ (S. 462).

Es gibt einige dieser Stellen, die ich richtig stark finde und die man unglaublich gut auf die heutige Zeit übertragen kann. Während Männer schlafen können, mit wem sie wollen, müssen sich Frauen dafür rechtfertigen. Wenn Männer Rache wollen, ist das vollkommen normal und liegt in ihrem Naturell, doch wenn Frauen Rache wollen, dann muss sie für ihre Taten büßen. Wo ist da die Gerechtigkeit? Klytämnestra hat das genau richtig erkannt und handelt als starke Frau.

Es gibt also viele Punkte, die das Buch unglaublich lesenswert machen. Unter anderem mochte ich auch, dass das Buch nahe an der Mythologie geblieben ist, nach allem, was ich mir dann über Klytämnestra angelesen habe. Mir hat der fesselnde Schreibstil richtig gut gefallen und ich bin nur so durch das Buch geflogen. Auf jeden Fall ist das Buch eines meiner Jahreshighlights!

Und nun seid ihr dran: Habt ihr das Buch bereits gelesen? Lest ihr gerne von Mythologien, die modern interpretiert werden? Lasst es mich in den Kommentaren wissen!

3 Antworten auf „Buchrezension: Costanza Casati – Klytämnestra

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