Buchrezension: Peter S. Beagle – Das letzte Einhorn

Peter S. Beagle – Das letzte Einhorn

Autor: Peter S. Beagle
OT: The Last Unicorn
Erschienen: 2023 in Stuttgart: J.G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger GmbH
Seiten: 256

Gibt es Filme oder Bücher, die für euch traditionell zur Weihnachtszeit dazugehören, wenn ihr es denn feiert? Bei mir ist es in der einen oder anderen Form „Das letzte Einhorn“, geschrieben von Peter S. Beagle. Ich kannte als erstes den Zeichentrickfilm – er hat schon immer eine besondere Magie auf mich ausgeübt. Er war nie ein rein fröhlicher Film, aber dennoch habe ich mich damit immer heimelig gefühlt. Genau wie mit der Musik dazu, die meine Eltern auf CD hatten und die ich mir als Kind oft angehört habe. Nun hatte ich endlich die Möglichkeit, einmal das Buch zu lesen, auf dem der Zeichentrickfilm basiert.

Worum geht’s?

Ein Einhorn lebt zurückgezogen im Wald, als es einem Gespräch zweier Jäger lauscht, die erzählen, dass alle anderen Einhörner auf der Welt ausgestorben sind. Daraufhin möchte sich das Einhorn auf den Weg machen und herausfinden, ob das wirklich so ist und es das letzte auf der Welt ist. Auf seinem Weg erfährt das Einhorn erstmals von dem Roten Stier und was er getan hat. Doch dann wird es von einer Hexe eingefangen. Erst Schmendrick, ein offenbar wenig begabter Zauberer, befreit das Einhorn und begleitet es auf seinem Weg. Als einer von wenigen erkennt der Zauberer seine wahre Gestalt, denn diese bleibt vielen Menschen einfach verborgen.

Später schließt sich auch Molly Grue der Truppe an und sie erreichen zusammen das Reich von König Haggard, wo auch der Rote Stier lebt. Als sie dann das erste Mal auf den Roten Stier treffen, verwandelt Schmendrick mit seiner Zauberkraft das Einhorn in der Not in eine hübsche junge Frau, von nun an als Lady Amalthea bezeichnet, für die sich der Stier nun nicht mehr interessiert. Sie dringen so zu König Haggard vor und sie verweilen eine Weile in seinem Schloss. Doch Haggards Sohn, Prinz Lir, verliebt sich in Lady Amalthea und das Einhorn vergisst in seiner menschlichen Gestalt immer mehr, weshalb sie sich eigentlich auf den Weg zu König Haggard gemacht hat… 

Eine wundersame Reise

Die kurze Geschichte hat schon so manchen von uns verzaubert. Im Buch ist es möglich, die einzelnen Charaktere einmal so richtig einzuordnen und ihre Entwicklung zu sehen.

Das Einhorn

Es ist in seiner ursprünglichen Gestalt ein Lebewesen, das wunderschön ist und in der Lage ist, Trauer zu empfinden. Abseits davon kennt es aber keine Liebe oder Verzweiflung. Erst die Verwandlung in ein menschliches Wesen lässt es Liebe fühlen, die es für den Prinzen Tir entwickelt. Die Gefühle behält es auch über sein menschliches Dasein hinaus. Viele Menschen können das Einhorn gar nicht als solches erkennen. Anfangs wurde es von einer Hexe, der Leiterin eines Kuriositätenzirkus‘, gefangen genommen. Die meisten Kuriositäten waren gar keine, sondern nur Täuschungen der Hexe; lediglich das Einhorn und eine gefangene Harpyie waren echt.

Schmendrick

Er ist ein hagerer Zauberer, der sehr jung erscheint. Meist wirkt es, als wüsste er nicht, was er tut, wahre Magie scheint ihm zu fehlen. Doch während seiner Reise mit Molly Grue und dem Einhorn wächst der Zauberer über sich hinaus und entwickelt sich weiter. Er entdeckt seine wahren Kräfte, vor allem mithilfe seiner zwei Begleiterinnen.

Molly Grue

Während ihrer Zeit als Vagabundin schien sie irgendwann in Routinen festgefahren zu sein. Für sie ist es das Beste, aus diesem Leben auszubrechen und auf ein neues Abenteuer mit dem Zauberer und dem Einhorn zu gehen. Sie hält an allem Magischen fest, erkennt oft die Bedürfnisse des Einhorns und man hat das Gefühl, dass das Einhorn sie wieder im Herzen jünger werden lässt.

König Haggard

Er ist ein Mann, der immer gelangweilt und mit nichts zufrieden zu sein scheint. Er ist es, der dem Roten Stier befielt, Einhörner zu fangen und sie im Meer unter Kontrolle zu halten. Er hofft dadurch, das Glück in seinem glücklosen Leben zu finden. Prinz Lir ist sein Ziehsohn.

Prinz Lir

Er verliebt sich unsterblich in die Lady Amalthea, als er ihr begegnet. Mit seinen angeblichen Heldentaten wirkt er zunächst lächerlich, doch mit der Zeit wird er ein weiser Mann, der am Ende das Reich auf gute Weise regieren kann.

Der Rote Stier

Er ist es, der die Einhörner im Meer in Schach hält. Er ist unglaublich furchteinflößend und hat eine enorme Stärke, die allerdings herausgefordert wird.

Lesbarkeit und Schreibstil

Peter S. Beagle hat einen wunderschönen Schreibstil. Er schreibt sehr poetisch und hat immer wieder Metaphern und Vergleiche parat, die aber nie übertrieben wirken. So habe ich mir im Buch auch immer wieder Stellen mit Post-its markiert, die ich schön fand.

Dennoch hatte ich manchmal das Gefühl, dass die Geschichte sich ein bisschen zähflüssig liest. Keine Ahnung, woran das genau lag, aber manchmal hätte ich mir ein flüssigeres Vorankommen gewünscht. Doch insgesamt hinterlässt das Buch einen tollen Eindruck und es ist so schön, dass ich nun endlich die originale Vorlage zum Film kenne! Auch im Buch spürt man eine gewisse Traurigkeit und Melancholie, doch andererseits auch sehr viel Schönheit, Hoffnung und Sanftheit, die auf der Welt herrschen. Wenn ihr das Buch noch nicht kennt, dann lest es auf jeden Fall auch einmal 🙂

Viel Spaß beim Lesen wünscht
Jacqui

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