Buchrezension: Antje Heymann – Happy Period. So lernst du deinen Zyklus und Körper zu lieben

Autorin: Antje Heymann
OT: Happy Period. So lernst du deinen Zyklus und Körper zu lieben
Erschienen: 2021
Seiten: 107

Vor kurzem hat mich ein ganz besonderes Rezensionsexemplar erreicht. Antje Heymann ist Autorin und Healing Artist aus Berlin. Sie ist auf ganzheitliche Sexualität und Wohlbefinden von Frauen spezialisiert. Mit „Happy Period“ hat sie ein ganz besonderes Buch für Mädchen zwischen 9 und 15 Jahren geschrieben – und natürlich für alle, die sich auch im Erwachsenenalter mit dem Thema näher auseinandersetzen wollen. Denn der weibliche Zyklus sollte nicht als ein Tabuthema betrachtet werden. Im Gegenteil, schließlich betrifft das Thema 50 % der Weltbevölkerung und sollte daher ganz besondere Aufmerksamkeit erhalten.

Worum geht’s?

In „Happy Period“ erklärt die Autorin alles, was zum Zyklus und zum Erwachsenwerden bei Frauen und menstruierenden Menschen dazugehört. Zum Beispiel werden die vier Phasen des Zyklus erklärt und sie gibt Ideen dafür, wie man einen Zykluskalender individuell gestalten kann. Eine Übersicht zu Periodenprodukten gehört genauso dazu wie eine Erklärung, warum man sich an manchen Tagen des Zyklus besonders energiegeladen oder besonders grummelig fühlt. Ein Kapitel über die weibliche Anatomie ist ebenfalls enthalten und in einem weiteren Kapitel wird einmal in ganz andere Kulturen geschaut und aufgezeigt, wie dort mit der ersten Periode umgegangen wird.

Aufklärend und sensibel

Wenn man das erste Mal seine Periode bekommt, ist das eine sehr spannende, aber mitunter auch verwirrende und verletzliche Zeit. Alle menstruierenden Menschen werden mir sicher zustimmen, dass man auf die eine oder andere Weise damals erfahren hat, was mit dem Körper passiert, doch wie oft hat man erst einmal gar nicht verstanden, warum man sich an manchen Tagen so schlecht fühlt oder was eine „normale“ Menge an Blut ist? Rückblickend hätte ich mir ein Buch wie dieses gewünscht:

In verschiedenen Kapiteln geht die Autorin auf alles ein, was in Bezug auf den weiblichen Zyklus wichtig ist. So wird am Anfang auch erklärt, welche Hormone in welcher Phase des Zyklus eine Rolle spielen und wichtige Begriffe werden erklärt. Dabei habe ich sogar etwas dazugelernt: Das Wort „Menarche“ bezeichnet die erste Periode im Leben eines Mädchens. Das Wort bedeutet „Der Beginn der Mondzeit“. Wie spannend!

Auch die verschiedenen Periodenprodukte werden einmal genauer vorgestellt. Es wird auf die Müllverschwendung hingewiesen, die herkömmliche Tampons und Binden auslösen. Stattdessen werden umweltfreundliche Alternativen aufgezeigt. Diesen Punkt finde ich sehr interessant, denn noch vor ein paar Jahren gab es ja gar nicht mal so eine große Auswahl an Produkten. Umso schöner ist es, dass man heute aus so vielen verschiedenen Alternativen die auswählen kann, mit der man sich am wohlsten fühlt.

Gendersensibel, sprachsensibel und wunderschön gezeichnet

Das Schöne ist, dass dem Buch anzumerken ist, dass Diversität mitgedacht wird und die Wortwahl immer sehr sensibel ist. So wird am Anfang angemerkt, dass nicht immer alle Menstruierenden auch Frauen sind und dass es Frauen gibt, die nicht menstruieren.

In „Happy Period“ wird die passende Sprache verwendet, und das meine ich zum Beispiel auch in Bezug auf Körperteile. Im Feminismus wird schon lange darüber geredet, dass Körperteile von Frauen nicht nur sehr abwertende Namen bekommen, sondern zum Beispiel auch, dass ganze Körperteile sogar einfach komplett falsch benannt werden. Wie oft wird die Vulva zum Beispiel als Vagina bezeichnet? Auch dem Wort „Schamlippen“ wird hier die korrekte Bezeichnung Vulvalippen gegenübergestellt und auch erklärt, warum dies die richtige Bezeichnung ist. So trägt auch die Sprache in diesem Buch dazu bei, dass Kinder und Jugendliche lernen, sich auf eine positive Weise mit ihrem Körper auseinanderzusetzen und durch korrekte Benennung auch viel besser damit umgehen können.

Die Autorin betont zudem immer wieder, dass es vollkommen okay und normal ist, dass wir alle unterschiedliche Körper haben und dass jeder davon auf seine Weise wundervoll ist. Was für eine schöne Message an Kinder und Jugendliche, die noch nicht so gefestigt in ihrem Selbstbild sind und solche Aussagen auf jeden Fall hören müssen!

Begleitet wird der Text übrigens von wunderschönen Aquarellzeichnungen. Diese zeigen mal den Aufbau von Körperteilen, mal spirituelle Bilder, aber immer wieder auch die Diversität. Junge Mädchen sind in allen Hautfarben und mit verschiedenen Körpern zu sehen, was wirklich toll zu sehen ist.

Lehr- und heilsam

Abschließend kann ich nur sagen, dass ich das Buch nicht nur jedem größeren Kind oder Teenagern empfehlen würde (und zwar nicht nur weiblichen, sondern auch männlichen, damit diese verstehen, wie der weibliche Körper funktioniert), sondern auch allen erwachsenen Menschen. Ich selbst fand es unglaublich heilsam, dieses Buch zu lesen. Klar weiß ich heute mehr als vor 20 Jahren, aber es ist doch schön, das wichtigste Wissen an einem Fleck in diesem Buch zu haben. Zudem haben mich die Illustrationen wunderbar durch das Buch begleitet. Besonders habe ich mich gefreut, dass so ein positives Körperbild vermittelt wird, die Sprache und die Zeichnungen weitgehend inklusiv sind (um das Ganze zu toppen, wäre die Darstellung eines behinderten Kindes auch noch gut) und dass betont wird, dass Teenager bzw. alle Menschen nur das tun sollen, womit sie sich wohlfühlen, wenn sie in einer Beziehung sind. Consent ist im Buch also auch ein wichtiges Stichwort.

Das perfekte Buch zum Verschenken – an andere oder sich selbst.

Was denkt ihr, würdet ihr gerne ein Buch über den weiblichen Zyklus lesen? Was genau hättet ihr gerne schon gewusst, bevor ihr eure erste Periode bekommen habt? Schreibt es gerne in die Kommentare 🙂

Viel Spaß beim Lesen wünscht

Jacqui