
Autorin: Gisele Stein
OT: The Anywhere Hotel
Erschienen: September 2023
Wenn du die Möglichkeit hättest, von jetzt auf gleich an den Ort deiner Wünsche zu gehen, wohin würde es dich treiben?
Diese Frage könnt ihr euch in dem frisch erschienenen Buch „The Anywhere Hotel“ von Gisele Stein stellen. Denn genau das ist in der Geschichte des Buchs möglich. Und wow, eines vorab: ich war von Seite eins an unglaublich begeistert von der Geschichte!
Danke an die Autorin für das Vorab-Rezensionsexemplar, mit dem ich die Möglichkeit bekommen habe, die Geschichte vor allen anderen zu lesen und zu genießen. Kaufen könnt ihr „The Anywhere Hotel“ ab sofort auf amazon.
Worum geht’s?
Ava Marley lebt in London, sie studiert und arbeitet in Teilzeit als Kellnerin in einem Restaurant. Sie hat ihr Studium frisch abgebrochen und scheint nicht zu wissen, was sie vom Leben möchte oder was ihre Herzenswünsche für sie selbst sind. Nur eines ist klar: als ihr Vater, Leiter der Marley’s Café-Kette, ihr einen Platz im Trainee-Programm mit Aussicht auf die Übernahme des Jobs als seine Chief Operating Officer anbietet, weiß sie, dass sie genau das nicht will.
Kurzerhand entschließt sich Ava dazu, ihr Leben in London für eine Weile hinter sich zu lassen. Sie landet auf Zanzibar und auf einmal kommt alles anders, als sie gedacht hätte: am Strand erscheint ihr ein Hotel – das „Anywhere Hotel“ oder auch „Atlas Hotel“. Der Innkeeper Bruno erklärt ihr, wie dort alles funktioniert und dass Ava hinreisen kann, wohin sie auch will – sie muss nur einigen Regeln dabei folgen. Schließlich nutzt Ava ihre Chance und reist an die entferntesten Orte – doch es gibt einen Ort, einen Platz auf der Welt, den sie sich noch nicht traut, zu besuchen. Doch sie ahnt, dass sie genau das tun muss, um sich selbst und ihr Leben besser zu verstehen und alte Wunden zu heilen…
Beim Reisen lernt man nicht nur andere Kulturen kennen…
… sondern man lernt sich selbst auch immer wieder neu kennen. Während Ava zunächst flüchten möchte, weil ihr Vater ihr in London im Nacken sitzt, so erweist sich ihr Trip dann doch als eine Reise zu sich selbst und ihrer Leidenschaft – dem Kaffee in all seinen Formen – zurück.
Wer träumt nicht davon, ohne einen Flug oder eine lange Fahrt einfach dorthin reisen zu können, wohin man will? Ava kann das einfach austesten: indem sie ein Souvenir aus einem bestimmten Ort in die Luft wirft, öffnet sich eine Tür an ebenjenen Ort. Dort hat Ava 24 Stunden Zeit, um sich umzusehen oder Neues dazuzulernen. Das Problem: Niemand kann sich an sie erinnern, auch nicht die Menschen, die sie auf ihrer kurzen Reise kennenlernt. Verschwindet sie aus dem Blickfeld, verschwindet sie gleichzeitig auch aus dem Gedächtnis der Menschen. Sie nutzt die Möglichkeit und besucht an einem Tag unglaublich viele Orte.
„A whole lifetime of memories flashed before her eyes. Yet she had collected them in barely even a day.”
Außerdem freundet sich Ava in ihrer Zeit im Atlas Hotel mit den anderen Hotelgästen an. Da wäre der 15-jährige Joao, der Probleme mit seinem gewalttätigen Vater hat, oder auch der Fotograf Yash, der mit Ava auf wagemutige Abenteuer in der Wildnis geht. Molly und Helene sind weitere Gäste des Atlas, mit denen Ava inspirierende Unterhaltungen hat.
All diese Menschen helfen Ava auf ihrer Reise zu sich selbst weiter. Bis sie eines Tages strandet und ein Souvenir zerbricht, mit dem sie ins Hotel zurückgekommen wäre…
Konflikte im Paradies
… auf diese Art kommt heraus, dass nicht alles im Atlas Hotel „Friede, Freude, Eierkuchen“ ist – Vertrauen wird gebrochen, Lügen kommen ans Licht. Hier zeigen sich Avas Durchsetzungskraft und ihr starker Wille ganz besonders. Sie sucht nach Lösungen für das Problem und zusammen mit einer ehemaligen Besucherin des Anywhere Hotels schafft sie es, ebenjene zu finden – und bekommt dabei außerdem den Anstoß, den sie brauchte, um ihr Leben in ihre Hände zu nehmen und ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.
Ein gutes Gefühl und starke Charaktere
Bisher kannte ich von der Autorin bereits ihre auf Deutsch und unter ihrem Namen Gesa Neitzel erschienenen Bücher „Frühstück mit Elefanten“ und „The Wonderful Wild“. Bei diesen Büchern handelt es sich um Erfahrungsberichte über ihre Zeit bei der Ausbildung zur Rangerin und ihrem Leben in Afrika. Ich habe diese Bücher verschlungen, weil ich vor allem auch mochte, welche Werte sie damit vermittelt hat.
Dieser erste Roman von ihr, „The Anywhere Hotel“ vermittelt mir, obwohl auf Englisch, eine andere literarische Gattung und ein ganz anderes Thema, genau die gleichen Gefühle und das hat mich beim Lesen richtig glücklich gemacht. Es gibt diesen Hauch von Magie im Buch, der mir richtig gut gefällt (und mal ehrlich, wer wünscht sich nicht, mal eben so ohne Probleme an einen ganz anderen Ort zu reisen, wenn auch nur für wenige Stunden?) und das Entdecken unterschiedlicher Länder und Kulturen steht im Mittelpunkt. Doch sie vermittelt auch das Bewusstsein für das Reisen, den Respekt vor anderen Menschen und natürlich auch eine tiefere Story – nämlich sich selbst in dem Chaos dieser Welt zu finden – perfekt in ihrem Roman.
Die Charaktere rund um Ava, Bruno, Yash und den anderen fand ich wunderbar ausgearbeitet. Ava war mir von Anfang an sehr sympathisch und ich mochte sie vor allem auch als Zweiergespann mit ihrer WG-Mitbewohnerin. Sie hat auf den Seiten dieses Romans gezeigt, dass man sich selbst weiter entwickeln kann und dass manchmal nur ein kleiner Stups nötig ist, um sich den Problemen zu stellen. Bruno ist als Innkeeper ebenfalls ein interessanter Charakter, der viele Facetten hat, die sich im Laufe des Buchs herausstellen.
In jedem Fall solltet auch ihr dieses Buch unbedingt lesen! Gerade, wenn ihr Fans von Geschichten wie Matt Haigs „Die Mitternachtsbibliothek“ seid (aber psst, dieses Buch hier ist noch so viel besser!) oder es generell mögt, wenn ein Hauch von Magie im alltäglichen Leben in der Luft liegt, ist „The Anywhere Hotel“ von Gisele Stein genau das richtige für euch.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Jacqui