Buchrezension: Gisele Stein – The Ever After Diary

Gisele Stein – The Ever After Diary

Autorin: Gisele Stein
OT: The Ever After Diary
Erschienen: 2024 in West Perth: Stein Books & Publishing
Seiten: 284

Das Jahr ist noch nicht besonders alt und doch hat es bereits einige richtig gute Bücher für mich bereitgehalten. Das erste Buch, das ich am 1. Januar beendet habe, war „The Ever After Diary“ von Gisele Stein. Erinnert ihr euch noch an die Rezension zu „The Anywhere Hotel“ im Herbst letztes Jahr? Dieses ist nun das zweite Buch aus der „Pinch of Magic“-Reihe der Autorin. Man kann es allerdings losgelöst vom ersten Band lesen, es ist eine ganz eigene Geschichte.

Worum geht’s?

Will und seine Freundin Lena möchten einmal das gesamte United Kingdom von Norden bis Süden durchwandern. Die beiden sind begeistert dabei und Lena schreibt alles Details der gemeinsamen Reise akribisch in ihr Tagebuch. Doch eines Tages verliert Will Lena bei einem schrecklichen Unfall. Will bricht die Reise ab und in seinem Kummer schreibt er in Lenas altes Tagebuch. Bis sie eines Tages zurück schreibt!

Will beschließt nach einer Weile, den Weg, den die beiden als Paar begonnen haben, alleine weiterzuführen. Für sich selbst, seine Heilung – und als Versprechen an Lena. Auf seiner Reise lernt er ganz unterschiedliche Menschen kennen, die verborgene Seiten an Will hervorbringen. Menschen, mit denen er Freundschaft schließt und die ihn zum Teil länger auf seinem Weg begleiten als nur ein kurzes Stück beim Wandern.

So viele Gefühle

Es hat nicht lange gedauert und ich habe beim Lesen die ersten Tränen vergossen. Von Anfang an habe ich mich dem Paar so nahe gefühlt und war mit Will unglaublich traurig über den Tod seiner lebhaften, abenteuerlustigen und feinfühligen Freundin Lena.

Nach dem tragischen Tod versinkt Will zunächst in seiner Trauer, was natürlich absolut verständlich ist. Doch seine Schwester und die Frau seiner Mutter sind die zwei Personen, die ihn bestärken, wieder auf die Beine zu kommen – und das Unmögliche zu wagen und den Wanderweg für Lena und für sich selbst zu Ende zu bringen. Denn etwas, was anderen immer wieder auffällt: Will macht selten etwas nur für sich selbst und überlässt gerne anderen die Entscheidungen in seinem Leben, vermutlich, um Verletzungen zu vermeiden.

“Just because the fish has seen the ocean, doesn’t mean he can escape the bowl.”

Will ist zunächst überhaupt nicht glücklich auf seiner Reise. Ständig gibt es etwas, was ihm widerstrebt – zu allem Überfluss fängt er sich auch noch eine Erkältung ein. Doch nach und nach lernt er immer mehr Menschen auf seiner Reise kennen. Jason Kelly, einem Wanderer aus Ohio, öffnet er sich zunächst eher gezwungenermaßen, bevor er ihm später noch einmal über den Weg läuft und dann ausführlich mit ihm redet – und die „Trail Magic“ von ihm mit auf den Weg nimmt. In Pete findet er einen Gleichgesinnten, der es liebt, essbare Pflanzen zu bestimmen, zu sammeln und zu kultivieren.

Je mehr Will sich öffnet, desto mehr Kontakt findet er zu anderen, ganz besonderen Menschen. So trifft er auch auf Harper und auf Mr Bowen durch einen Zufall. Zu Mr Bowen baut Will nach und nach eine ganz besondere Verbindung auf. Scheint der alte Mann zunächst sehr unnahbar, offenbart sich doch mehr und mehr, dass die beiden mehr verbindet, als sie zunächst glauben. Auch hier eröffnet sich eine ganz besondere Zukunftschance für Will. Mr Bowen war wirklich einer meiner absoluten Lieblinge aus dem Buch!

Während all der Zeit ist Will immer wieder in Kontakt mit Lena – der Lena, die immer wieder auf seine Tagebucheinträge antwortet. Doch ab und zu wird der Kontakt schwächer – und Will hat Angst, sie nun für immer zu verlieren…

Weiterleben

Im Laufe des Buchs wird immer deutlicher, dass Will einen Weg finden muss, um weiterzuleben. Die Wanderung stellt sich aber als genau das Richtige heraus, um seine Trauer zu verarbeiten. Dieser magische Aspekt, dass Lena ihm zurückschreibt, hilft ihm zunächst bei der Trauerbewältigung. Doch es wird klar, dass er seine Trauer mit der Zeit in etwas anderes transformieren muss. Er muss zu sich selbst finden, seine eigenen Wünsche ergründen und sich einen Plan für die Zukunft machen, einen, den er ganz allein entscheidet.

Die verschiedenen Stationen auf der Wanderung helfen ihm dabei. Auch, dass der Kontakt zu Lena irgendwann weniger wird, ist wichtig für seine persönliche Entwicklung. Dennoch hat mir seine Reise regelmäßig die Tränen in die Augen getrieben.

Landschaft im Buch erkunden

Ein Aspekt, der mir übrigens auch ganz besonders gut gefallen hat, ist, dass wir quasi zusammen mit Will das Vereinigte Königreich vom schottischen Norden bis hin zum englischen Süden erkunden konnten. Dem Buch hat man diese unglaubliche Liebe zur Natur und die Detailgenauigkeit ganz genau angemerkt. Die Autorin hat sogar eine Recherchereise unternommen, damit ihre Geschichte naturgetreu wird. Die Beschreibungen der Landschaft machen mir so unglaublich viel Fernweh, ich hätte direkt Lust, nach Schottland aufzubrechen (ein Land, in das ich sowieso gerne einmal reisen möchte):

“As he continues, the trail weaves through the rugged Highlands, streams descending the mountains like silver threads woven into the landscape.”

Wunderschöner Schreibstil mit uneingeschränkter Weiterempfehlung

Gisele Stein hat einen so wundervollen Schreibstil. Das Buch startet ja eher ruhig – in der ersten Hälfte ist Will noch viel allein und auch allein mit seinen Gedanken. Dennoch wird das Buch niemals langweilig, denn die Autorin hat einen so ruhigen, aber gleichzeitig fesselnden Schreibstil, dass man einfach gerne dranbleibt. Ich mag es, wie viel Gefühl in und zwischen den Zeilen steckt und wie sehr das Buch einen berührt.

“And if there really were an afterlife, where is this magical place?”

In jedem Fall ist “The Ever After Diary” eines meiner bisherigen Jahreshighlights und ich kann es euch nur so so sehr ans Herz legen, dieses Buch zu lesen!

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