Autorin: Diana Wynne Jones
Titel: Das Wandelnde Schloss. Die Howl-Saga, Band 1.
OT: Howl’s Moving Castle
Deutsche Ausgabe: Überarbeitete Neuausgabe Dezember 2019 erschienen in München: Knaur Verlag
Seiten: 299
Sonderbare Charaktere, bunte Landschaften, das Essen sieht immer zum Anbeißen aus und die Geschichten sind oft rührend: Studio Ghibli ist bekannt für seine fantasievollen Animefilme, die einfach nie aus der Mode kommen. So kannte ich natürlich Hayao Miyazakis Film „Das wandelnde Schloss“ schon viele Jahre, bevor ich nun auch endlich das Buch von Diana Wynne Jones gelesen habe, auf dem dieser Film basiert. Danke an meine Schwester, die mir das Buch zu Weihnachten geschenkt hat 😊
Worum geht’s?
Sophie, eine junge Hutmacherin, ist die älteste von drei Geschwistern. Jeder im Dorf weiß, dass die ältesten Geschwister dazu bestimmt sind, zu versagen. So ist es auch kein Wunder, dass Sophie eines Tages den Zorn einer Hexe auf sich zieht und sie in eine alte Frau verwandelt wird. So stiehlt sich Sophie aus ihrem bisherigen Leben – und landet schließlich im wandelnden Schloss des Zauberers Howl. Dieser hätte die Macht, Sophie von ihrem Zauber zu befreien – doch das Erzählen verhindert der Fluch, der auf Sophie lastet, leider.
So bleibt sie stattdessen bei Howl wohnen und macht sich als Hausdame zu schaffen. Im Haus wohnen auch der ebenfalls verfluchte Calcifer, welcher ein Dämon ist und als Feuer im Kamin haust, und Michael, Howls Lehrling. Obwohl sich Sophie von Tag zu Tag über den arroganten Zauberer Howl aufregen könnte und auch mit Calcifer von Zeit zu Zeit im Streit liegt, wachsen all diese Charaktere Sophie doch stark ans Herz. Zeitgleich sucht sie Wege, sich wieder in ihr altes Ich zurückzuverwandeln…
Ein zauberhaftes Märchen
Was all denjenigen auffällt, die „Das wandelnde Schloss“ als Film gesehen haben, ist, dass die Handlung im Buch stark von der im Film abweicht. Doch das ist überhaupt nicht schlimm – es hat mich bisher selten gestört, wenn Filme ein Buch „nur“ als grobe Vorlage nutzen und dann schließlich ihre eigene Geschichte daraus machen. Das ist es doch, was künstlerische Freiheit ausmacht, nicht wahr? Und schließlich kann ein Film in den seltensten Fällen alles verarbeiten, was in einem Buch vorkommt.
Um zurück zum Buch zu kommen: Ich war ehrlich gesagt ganz entzückt, dass dieser Film auf einem Roman basiert, denn das habe ich zuvor tatsächlich gar nicht gewusst. Umso mehr hat es mich gefreut, in Sophies und Howls Welt abzutauchen.
Sophie macht zunächst einen sehr resoluten Eindruck. Als älteste von drei Geschwistern ist sie die vernünftigste, jedoch auch manchmal die zurückhaltendste der drei Schwestern. Mit ihrer Verwandlung in eine alte Frau ergreift sie ein neues Leben. Statt sich über ihr Aussehen zu beschweren, nimmt sie diesen Fakt einfach hin und macht das Beste aus den Gegebenheiten. Man merkt außerdem stark, wie sie plötzlich die Perspektive anderer Menschen besser versteht. Obwohl ja nur ihr Äußeres verändert wurde, sieht sie jüngere Leute und auch ältere Menschen, die ihr nun als 90-jährige plötzlich jung erscheinen, in einem ganz anderen Licht. Ich finde, viele von uns könnten ab und zu eine solche Empathie zeigen, auch ohne Verwandlung in einen älteren Menschen, nicht wahr? Viele Generationenkonflikte könnte man so vielleicht ein Stück weit besser aus der Sicht des anderen verstehen.
Howl hingegen macht sich eigentlich von Anfang an sehr unbeliebt. Eitel, hochnäsig, von sich überzeugt und ein alter Schwerenöter: so lernen wir ihn kennen. Doch auch bei ihm blicken wir mit der Zeit hinter die Fassade, zusammen mit Sophie erkennen wir, dass in ihm ein lieber Mensch schlummert, der ein gutes Herz hat.
Auch weitere Charaktere kommen in dem Buch vor und sind mir mit der Zeit ans Herz gewachsen. So zum Beispiel Calcifer, der an Howls Kamin gefesselt ist und ihm dienen muss. Als es scheint, dass Calcifer nach seiner Befreiung seiner eigenen Wege gehen will, erkennt er den Wert von Howls und Michaels Gesellschaft und beschließt etwas, womit wohl niemand am Anfang gerechnet hatte.
Abschließende Einschätzung und Weiterempfehlung
In diesem Sinne ist „Das wandelnde Schloss“ von Diana Wynne Jones ein wirklich schönes, klassisches Fantasy-Märchen, das jedem gefallen dürfte, der den Film gesehen hat und Filme von Miyazaki und dem Studio Ghibli zu schätzen weiß.
Die Autorin zieht uns sofort in eine magische Welt. Dabei wohnt vor allem den alltäglichen Dingen eine ganz eigene Magie inne – ganz wie in den Filmen vom Studio Ghibli und das ist es, was mir am Buch ganz besonders gut gefallen hat. Aufgrund der Thematik und der Schreibweise würde ich das Buch sogar Kindern empfehlen, ich denke ab ca. 8 oder 9 Jahren können sie das nicht allzu dicke Buch gut alleine lesen und verstehen.
Beim Recherchieren ist mir heute auch aufgefallen, dass es bereits zwei weitere Bücher mit Neuauflagen der Autorin gibt und dass es sogar einen zweiten Band der Howl-Saga schon gibt. Die werde ich mir sicher auch eines Tages zu Gemüte führen 😊
Und nun seid ihr dran: Kennt ihr das Buch oder den Film? Was mögt ihr besonders an Filmen des Studio Ghibli? Verratet es mir gerne in den Kommentaren!
Meine Bewertung im Detail
Handlung ♥♥♥♥♥
Charaktere ♥♥♥♥♥
Sprache ♥♥♥♥♡
Emotionen ♥♥♥♥♥
Gesamt 4,75/5
Hallöchen! 🙂
Ich bin auch ein bekennender Ghibli-Fan und hab mich – ebenso sehr wie du vermutlich – darüber gefreut, eine meiner Lieblingsgeschichten als ROman in Händen halten zu können. Die Unterschiede zwischen FIlm und Sophie fand ich an mancher Stelle ganz schön gravierend, aber der Roman führt fort, wo der Film aufhört und andersherum. So oder so, das wandelnde Schloss ist definitiv eine Empfehlung ♥
Liebe Grüße!
Gabriela
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Liebe Gabriela,
Wie schön, dass du das Buch auch schon kennst! Ja, die Unterschiede sind zum Teil wirklich riesig, auch oder vor allem in den Details. Ich bin aber auch schon sehr gespannt auf die anderen Bücher der Autorin und hätte auch direkt Lust, den Ghibli-Film mal wieder zu sehen 😊❤
Liebe Grüße
Jacqui
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Natürlich ist alles immer subjektiv und Geschmackssache, aber meine Erwartungen waren damals an den Film auch wirklich hoch. Ich muss dazu sagen, dass ich es sonst überhaupt nicht schlimm finde, wenn Buch und Film in andere Richtungen gehen. Auch wenn ich die Animation und das ganze Artwork im Film großartig fand, gab es mir doch zuviele Ungereimtheiten. Warum verliebt sich Sophie sofort in Howl ?, warum wird am Ende mal eben eine Zeitreise eingeworfen ?….ganz ohne Erklärung. Wieso beendet die Zauberin einfach so den Krieg und tut dies nicht schon vorher ?…..und warum zum Geist stirbt Calcifer nicht ?… einfach weil sie jeden gern mag?.(finde ich doch ziemlich platt). Im Buch gibt es eine ordentliche Begründung, die absolut sinnig ist und auch rechtzeitig in die Handlung eingeflochten ist. Der Kitsch geht mir persönlich auf den Nerv, aber das ist nun wirklich Geschmackssache. Es ist aber Schade um zwei sehr Starke Charaktere die im Film doch ziemlich platt daherkommen, Sophie eine verliebte Heuloma und Howl ein Prinz Charming ohne wirklichen Charakter einfach nett und perfekt. Der (meiner Meinung nach !!!!) einzig sympathische Funke von Howl im Film, ist das Haarfärbedrama, welches wirklich mehr zur Buchfigur passt.
Die Buchreihe finde ich klasse (Alle drei Teile, auch noch als 32 jähriger) und ich liebe die Wortgefechte zwischen Howl und Sophie (Meine Frau und ich erkennen unser Eheleben dort auf solch amüsante Art wieder, dass es wirklich eine Freude ist diese Reihe immer mal wieder zur Hand zu nehmen) Sowieso gefallen uns die ganzen familiären Darstellungen. Großartige Figuren, liebevolle Buchreihe.
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