Buchrezension: Dustin Thao – Ich warte auf dich, Haru

Das Buch "Ich warte auf dich, Haru" von Dustin Thao vor weißem Hintergrund mit Dekoblumen.

Autor: Dustin Thao
OT: Ich warte auf dich, Haru
Erschienen: 2024 in München: Penguin Random House
Seiten: 350

Nachdem ich euch zuletzt „Das Spiel“ von Stephen King vorgestellt habe, wird es diese Woche etwas romantischer – aber auch trauriger. Mit „Ich warte auf dich, Haru“ von Autor Dustin Thao habe ich im Buchladen eine spontane Entdeckung gemacht, auf die ich mich sehr gefreut habe und die mich nicht enttäuscht hat.

Worum geht’s?

Eric macht mit seiner Schulklasse eine Fahrt nach Japan. Dort lernt er zufälligerweise den charismatischen Haru kennen, der Eric die abgelegenen Winkel Tokyos zeigt. Innerhalb kurzer Zeit bauen sie eine ganz besondere Verbindung zueinander auf. Doch noch bevor die beiden Handynummern austauschen können, trennen sich ihre Wege.

Zurück zu Hause verbringen Eric und sein bester Freund Daniel viel Zeit miteinander – doch Eric hat noch tiefere Gefühle für Daniel als die reine Freundschaft. Die beiden haben jedoch nicht viel Zeit miteinander. Daniel wird aus dem Leben gerissen und Eric bleibt verletzt und traurig zurück. Bis eines Tages Haru aus dem Nichts wieder auftaucht und für Eric da ist. Seltsam ist nur – merkwürdigerweise kann niemand sonst Haru sehen. Für Eric verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Traum immer mehr…

Aus Erics Augen

Das Buch ist aus der Perspektive des Ich-Erzählers geschrieben, das bedeutet, dass wir die Geschichte aus dem Blickwinkel des Protagonisten Eric lesen. Das finde ich in diesem Fall so spannend, da wir dieses Verschwimmen zwischen Traum und Realität komplett aus Erics Sicht erleben. Da ihm erst mal einige Zeit nicht bewusst ist, dass er sich Haru nur einbildet, merken auch wir als Leser:innen davon nichts. Für uns ist Haru so real wie er es für Eric ist. Die beiden erleben einige Dinge zusammen und es entspinnen sich zarte Gefühle für Haru.  

Für Eric ist dieser Prozess so wichtig, um wieder bei sich selbst anzukommen, nachdem sein bester Freund gestorben ist. Erst mit der Zeit merken wir und auch Eric, dass er wohl der Einzige ist, der seinen Freund sehen kann.

Der Farbschnitt des Buches "Ich warte auf dich, Haru" mit Dekoblumen.

Trauerbewältigung

Meistens sind es kleine Kinder, die imaginäre Freund:innen haben. Erwachsene haben diese meist nicht, solange psychisch alles in Ordnung ist. Dass Eric Haru sieht, ist also ein deutliches Zeichen dafür, dass er seine Trauer um Daniel noch verarbeiten muss. Haru ist dabei eine Person, bei der er sich einst sicher und wohl gefühlt hat. Bei Erics erster Begegnung mit Haru war es außerdem so, dass Haru in kurzer Zeit Eric dazu bringen konnte, aus sich selbst herauszugehen und mutig zu sein.

So ist auch der imaginäre Haru ein Mensch, bei dem Eric sich immer wieder sicher fühlt. Harus Art bringt Eric außerdem dazu, über sein Leben nachzudenken und sich auch gedanklich immer weiter zu entwickeln. Wenn Haru ihn einmal zu weit nach unten zieht und Eric verunsichert, wendet er sich sogar von ihm ab – um dann gestärkt wieder in Verbindung mit ihm zu treten.

Dabei schafft er es allmählich, mit seiner Trauer umzugehen. Sie ist natürlich nicht verschwunden und das muss sie auch nicht, aber Eric findet einen gesunden Umgang damit, ohne sich selbst aus den Augen zu verlieren.

Queere Romanempfehlung mit Herzschmerzgarantie

„Ich warte auf dich, Haru“ ist ein Roman, der vieles bereithält: Freundschaft, Liebe, Trauer, Herzschmerz, persönliche Entwicklung, Selbstfindung und spannende Plottwists, die ich so nicht habe kommen sehen. Der Roman hat mich überrascht, mir ein bisschen das Herz gebrochen und es wieder zusammengeflickt. Schön ist, dass hier eine queere PoC-Lovestory im Vordergrund steht und sich so hoffentlich ganz viele Jugendliche mit dem Protagonisten identifizieren können.

Und nun ihr: Möchtet ihr das Buch noch lesen? Falls ihr es schon gelesen habt, wie hat es euch gefallen? Lasst uns gerne in den Kommentaren diskutieren 🙂

Viel Spaß beim Lesen
Jacqui

2 Antworten auf „Buchrezension: Dustin Thao – Ich warte auf dich, Haru

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  1. Ich mochte deinen Blogeintrag, daher möchte ich kommentieren 🙂 Ich habe das Buch heute zu Ende gelesen & gar nicht damit gerechnet, wie es ausgeht, auch wenn ich es schon etwas geahnt hatte. – Wenn auch nicht so wie es am Ende wirklich ausging.

    Habe ich das Ende richtig verstanden, dass er dann Haru wirklich wieder getroffen hat und die ganzen Typen, die Eric kennenlernte, nur ein Trost waren, weil er so traurig war?Ich war auf jeden Fall sehr ergriffen ❤

    Gefällt 1 Person

    1. Hallo Marc,

      danke für deinen lieben Kommentar 🙂 Ja, ich habe es auch so interpretiert, dass Haru für Eric ein Trost war, um mit der Trauer fertig zu werden. Er war einfach noch nicht bereit, sich einzugestehen, was wirklich passiert ist. Gleichzeitig haben aber diese Begegnungen, die nur in seinen Gedanken stattgefunden haben, ihm geholfen, ins Leben zurückzufinden. Ein wirklich emotionales Buch ❤

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